Während der erste Bauabschnitt als Produktionsgebäude im rückwärtigen Teil des 10.000 Quadratmeter großen Grundstücks liegt, orientiert sich der zweite Bauabschnitt mit den teils öffentlichen Nutzungen zur Straße hin und fasst so städtebaulich den Straßenraum Spreebord/Sömmeringstraße. Durch die Unterbringung von Ateliers, Galerie und Museum hat dieser Bereich einen starken Bezug zur Kunst und würdigt in seiner Verbindung mit der Bildgießerei die im Innern der Gesamtanlage entstehende und ausgestellte Kunst. Es entsteht so ein fruchtbares Klima zwischen Künstlern und Gießerei und gleichzeitig öffnet sich das Unternehmen mit seinen öffentlich zugänglichen Bereichen für ein interessiertes Publikum.
Das Verwaltungs- und Ateliergebäude gliedert sich in zwei formalästhetische Sprachen. Rückwärtig, dem Firmenhof zugewandt, geht es durch die großflächig verglaste Nordfassade der Ateliers einen klaren Dialog mit dem ersten Bauabschnitt ein. Auch das orthogonale Stützensystem sowie die Verwendung von Betonfertigteilen werden fortgesetzt, sodass der Baukörper wie der erste industriell anmutet und das Areal zu einer gestalterischen Einheit macht.
Auf der Südseite folgt das Gebäude als geschwungener Baukörper entlang der Grundstücksgrenze dem Lauf der Spree und endet in einer Art Bug, der als Kopfbau der gesamten Anlage wahrnehmbar ist und mit seiner Geste in das Gelände einleitet. Die Betonfertigteile der Südseite sind rund gegossen und brechen mit ihrer skulpturalen Formsprache die Stringenz der rückwärtigen Fassade und des Produktionsgebäudes auf.
Nach Süden sind die in das Gebäude eingeschnittenen Balkone zu sehen, deren Balustraden mit Bronzeblech beschlagen sind und damit eine dem öffentlichen Raum zugewandte Referenz an die Bildgießerei markieren.
Öffnungen der verschiedenen Nutzungsbereiche in den unterschiedlichsten Proportionen akzentuieren mit den Rücksprüngen der Eingänge und Balkone das Gebäude und steigern durch Ihre Anordnung die Dynamik, die das Gebäude allein schon durch den Straßenverlauf erhält. Von der Sömmeringstraße gibt es einen interessanten Blick auf den Baukörper, der sich bugartig an der Spree entlang schiebt
Durch den Bau des zweiten Bauabschnitts an der Grundstücksgrenze am Spreebord ergeben sich zwei Innenhöfe, die eine Reminiszenz an die historischen Berliner Werkhöfe sind. Der größere westliche Hof wird begrünt und durch Wasserflächen belebt. In ihn öffnet sich das große Werktor der Gießerei, durch das die fertigen Erzeugnisse über einen Außenkran das Gelände verlassen und somit die Produktion für Besucher sichtbar machen.
Der etwas kleinere östliche u-förmige Hof wird für Werkarbeiten genutzt. Hier befindet sich daher auch der Bereich mit Funktionen wie Abkärchern, Sandstrahlen und die Entsorgungsgrube für Gipsreste.
Der nach Westen ausgerichtete großflächig verglaste Kopfbau schneidet das orthogonale System durch ein Kreissegment ab und setzt einen repräsentativen Höhepunkt. Hier sind der sieben Meter hohe zweigeschossige Restaurantbereich mit Außenflächen sowie ein Café untergebracht. Die Verglasung ermöglicht Einblicke für Flanierende und bietet von der nordöstlich ausgerichteten Terrasse eine Sicht in den Firmenhof. Vor dem Restaurant ist ein Skulpturgarten angeordnet. Die Außenanlagen werden mit Außenbeleuchtung an Wegen und Plätzen versehen. Einzelne Bodenstrahler illuminieren die Fassaden der Firma.
Zur Straße „Am Spreebord“ hin zeigt sich das Ensemble als homogen geschlossenes Objekt, das mit seinem dynamischen Schwung dem Straßenverlauf folgt und ihn so gleichzeitig fasst.
Angrenzend an die Eigentümerwohnung, die im dritten und vierten Geschoss über der Gastronomie liegt, befinden sich über vier Geschosse (das vierte Geschoss ist ein Staffelgeschoss) insgesamt 15 großflächige Ateliereinheiten. Mit einer Größe von 90 bis 280 Quadratmetern und einer Deckenhöhe von 3,80 Meter haben sie Loftcharakter und sind durch die großen Nordlichtfensterflächen typologisch klar als Räume, in denen Kunst produziert wird, zu erkennen. Ab dem ersten Stock haben alle Ateliers einen Balkon mit Blick auf die Spree.
Neben den Ateliereinheiten ist ein Gießereimuseum und eine zweigeschossige acht Meter hohe Galerie untergebracht, in der Werke, die in der Gießerei gegossen oder von Künstlern der Ateliers gefertigt wurden, präsentiert werden können. Die große Deckenhöhe ist im Galeriebereich außergewöhnlich und erlaubt auch die Ausstellung sehr hoher Skulpturen.
Zwischen Museum und Galerie liegt eine zweigeschossige Eingangshalle, die Empfang, Bibliothek und Büros mit Blick auf die Spree beherbergt. Von hier gelangt man sowohl in die darüberliegenden Räume der Verwaltung und Planung als auch über eine Brücke im ersten Obergeschoss zum „Skywalk“ im ersten Bauabschnitt. Der „Skywalk“ führt durch alle Teile des Produktionsgebäudes und ermöglicht Besuchern, Künstlern und Kunden Einblicke in die komplexen Arbeitsvorgänge der Gießerei.
Die fußläufige Erschließung sowohl der Eingangshalle der Bildgießerei als auch der Gewerbeflächen und Gastronomie erfolgen hauptsächlich über die Straße „am Spreebord“. Hofseitig wird das Gebäude in vier Treppenhäusern mit Aufzügen erschlossen, sodass alle Atelierflächen mit einem Lastenaufzug zu erreichen sind.
Wie im ersten Bauabschnitt spiegelt auch die Ausführung der Innenräumlichkeiten mit Böden und Decken aus Sichtbeton und Kalksandstein die Fabriktypologie wieder. Auf den Böden kommen Kunstharzstrich und Holz zum Einsatz. Das skulpturale Spiel der Südfassade wird im Inneren fortgesetzt. Geschossübergreifende Hallen, Galerien und gezielt platzierte Fensteröffnungen erzeugen eine deutliche Architektursprache.
Das Besondere an dem gesamten Komplex ist die Nähe von Kunstschaffenden jeder Art zur Produktionsstätte der Bildgießerei. Mit den verschiedensten Herstellungen der Gießerei, die von Schmieden, Gießen, Ziselieren über Wachsformen und Zimmermanntätigkeiten reichen, gibt es eine Produktionsvielfalt, die auch von den Künstlern genutzt werden kann. So ist das Miteinander von unterschiedlichen Künstlern, der Gießerei und den Werkstatthöfen, wo für alle sichtbar draußen gearbeitet wird, ein spannendes, sich gegenseitig auch atmosphärisch befruchtendes Konzept.
Dazu schafft die Kombination von einem Museum, das auf die 120 jährige Geschichte der Firma zurückblickt und einer Galerie, in der aktuelle Kunst gezeigt wird, eine Verbindung von Vergangenheit und Zukunft. Insgesamt entsteht ein in vielen Bereichen auch der interessierten Öffentlichkeit zugänglicher Ort des kreativen Austauschs mit spannenden Synergien in einem lebendigen Berlin.