Kita Baruhle 1

Ausblicke

Als Pionier-Kita unseres Büros wurde 1994 das Hochpaterre einer denkmalgeschützten Schule in Barmbeck umgebaut. Das Gebäude war in den zwanziger Jahren von Fritz Schumacher errichtet worden und so hatte man in einer Zeit, in der die Kinder nicht durch Blicke nach draußen vom Lehrer abgelenkt werden sollten, 1,30 Meter hohe Fensterbrüstungen gewählt.

Ausgerichtet an den Bedürfnissen der neuen kleinen Bewohner wurden die drei sich über 160 Quadratmeter erstreckenden Gruppenräume mit einem ein Meter hohen Podest versehen, sodass auch die Kleinsten bequem in den großen Garten vor dem Haus blicken können.

Zeit-Tunnel

Vom Flur gelangt man über in das Podest geschnittene Treppen in die Gruppenräume. An den Seiten der Treppen befinden sich melaninharzbeschichtete Platten, die die Türzargen auf 1,50 Meter in den Raum verlängern. Es wurde so ein bewusster Übergang vom Flur zu den jeweiligen Gruppenräumen geschaffen.

Wird der 2,80 Meter breite und sehr lange Flur sei es als Rennstrecke oder beim Bobbycar-Fahren vornehmlich für Bewegung genutzt, gehen die Kinder durch die lichtgedämpften, ruhigen Tunnelzargen wie durch eine Art Zeittunnel, der das Bewusstsein dafür sensibilisiert, dass am anderen Ende etwas Neues passiert.

Transparenz und Selbständigkeit

In die beiden Wände, die die drei Gruppenräume trennen, ist jeweils ein Glaskubus eingelassen, sodass die Kinder durch die Räume hindurch sehen können und mitbekommen, was in den anderen Räumen passiert. Jedes Kind kann selbständig entscheiden, ob es in den Glaskubus krabbeln und so den Raum wechseln möchte.

Der Glaskubus fungiert dabei mit seinen 15 Quadratmetern als eine Art Nebenraum mit zwei Eingängen, in dem je nach Einrichtung gekuschelt, gespielt, vorgelesen oder geschlafen werden kann. Ähnlich dem Zeittunnel über den Treppenaufgang vom Flur wird auch in diesen ruhigeren verglasten Zonen das kindliche Bewusstsein für die unterschiedliche Nutzung der Räume geschärft.

Themenräume

Tragendes Element ist in diesem Konzept die für die damalige Zeit recht moderne Idee der Themenräume, die sich in den übrigen Räumen fortsetzt. So gibt es weiterhin einen sehr großen Bewegungsraum mit Theaterbühne oder ein Kinderatelier für Werken und Malen und einen Speiseraum, der auch für Brettspiele und stilles Arbeiten genutzt wird.

Lernen durch Entdecken

Damit die Kinder lernen, dass Strom nicht aus der Wand kommt, wurde die Stromführung sichtbar gemacht. So führt an der Decke durch alle Räume ein abgehängter Kabelkanal aus Blech aus dem die einzelnen Kabel dann über die Wände in die jeweiligen Stromabnehmer geleitet werden. Die Lampen sind direkt an dem Kabelkanal angebracht.

Ebenso wie für die Kinder die Herkunft des Stromes nachvollziehbar sein und auch neugierig machen soll, sind auch Spuren der Geschichte im Hauses gelegt. Waren die Wände einst bemalt oder gefliest, so ist von dieser Wandstruktur auf 1,20 Meter Höhe ein 20 Zentimeter langer Streifen belassen worden, der sich durch das ganze Gebäude zieht. Die Kinder sollen spüren, dass der Bau eine Vergangenheit hat und so spielerisch an die historische Dimension des Seins herangeführt werden.

Kernsanierung

Zwanzig Jahre nach ihrem Bau, wurde die Kita 2014 neu gestaltet. In den großen Bewegungsraum kamen Klapptische, die zum Essen heruntergeklappt werden können. Die beiden ehemaligen Werk- und Speiseräume wurden zu Krippenräumen mit Schlafpodest, Krippenbad und Spielbereich umgestaltet.